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Fokusbericht 2023: Wegweiser für die Sozialpolitik im Kreis Pinneberg


Ob Krieg in der Ukraine, der demografische Wandel oder auch die Folgen der Corona-Pandemie – die großen Themen der Zeit wirken sich spürbar im Kreis Pinneberg aus. Das macht der neue Fokusbericht der Sozialplanung deutlich. Konkret sind es gestiegene Energiekosten, fehlende Fachkräfte, Migration oder auch die Situation von Kindern und Jugendlichen nach mehreren Jahren Pandemie, die den Lebensalltag der Menschen im Kreisgebiet verändern und damit sozialpolitisch von Bedeutung sind.

Auf mehr als 70 Seiten bietet der jährlich erscheinende Bericht Zahlen, Daten und Fakten und verknüpft diese mit Erkenntnissen aus den elf Fokusgruppen sowie der Steuerungsgruppe Sozialplanung. Dort arbeiten seit rund zehn Jahren Träger, Politik, Kommunen, Kooperationspartner, Interessenvertretungen und Verwaltung vertrauensvoll zusammen. Auf diese Weise entsteht in einem partizipativen Prozess ein umfassendes Bild der Lebenswelten im Kreis Pinneberg und ihrer wichtigsten Herausforderungen. Der Fokusbericht ist bestimmt für die Politik, die darin Impulse und Handlungsempfehlungen für weitere Diskussionen findet. Gleichzeitig bietet das Werk aber auch allen Interessierten tiefe Einblicke in die sozioökonomischen Strukturen des Kreises.


20230808 MI Fokusbericht 2023
Folgende aktuelle Entwicklungen stellt der Bericht unter anderem dar:
  • Der Kreis Pinneberg wächst - und das kontinuierlich in allen Altersgruppen auf rund 322.100 Personen. Dieser Zuwachs beruht auf dem Zuzug von außen, besonders von jungen Familien aus Hamburg. Gäbe es diesen Zuzug nicht, würde die Bevölkerungszahl sinken, da es im Kreis mehr Sterbefälle als Geburten gibt.
  • Damit wächst auch die Zahl der Beschäftigten. Etwa 132.900 Menschen im Kreisgebiet sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ein großer Anteil von ihnen arbeitet außerhalb des Kreises. Mittlerweile pendeln 74.500 Beschäftigte zu einem Arbeitsplatz vor allem in Hamburg. Das sind 2.000 Auspendler mehr als im Vorjahr.
  • Einen zunehmenden Bedarf gibt es im Kreis Pinneberg an Kinderbetreuung. Von den Kindern, die jünger als drei Jahre alt sind, werden 59,1 Prozent in einer Krippe oder in der Tagespflege versorgt, die Quote der 3- bis 6-Jährigen, die in einer Kita oder in der Tagespflege betreut werden, liegt bei 77,9 Prozent.
  • Die Zahl der Pflegebedürftigen im Kreis steigt. Mit 13.840 pflegebedürftigen Personen sind es 700 mehr als bei der letzten Erhebung.
  • Die Ausgaben im Kreis Pinneberg für Sozialleistungen lagen 2022 bei rund 473 Millionen Euro. In 2021 waren es noch 452 Millionen Euro.
  • Gestiegen sind auch die Miet- und Wohnpreise. Die durchschnittliche Neumiete im Kreis liegt bei 9,51 Euro pro Quadratmeter. In den Vorjahren kostete der Quadratmeter noch 9,18 Euro. Erstmals sinken die Preise bei bestehenden Einfamilienhäusern – besonders bei solchen mit fehlender energetischer Sanierung.
  • Für die junge Generation stellt der Fokusbericht fest, dass sich die Sprachkompetenz verschlechtert. Laut Schuleingangsuntersuchung beherrschen 22,9 Prozent der Kinder nur unzureichend die deutsche Sprache. Die Abiturquote ist mit 39,5 Prozent hoch, in Schleswig-Holstein beträgt der Durchschnitt 32,0 Prozent.

Aus Entwicklungen wie den oben Genannten und den Ergebnissen der Arbeit in den Fokusgruppen kommt der Bericht zu sieben zentralen Vorschlägen für sozialpolitische Ziele im Kreis Pinneberg:

Kritische Soziale Infrastruktur absichern

Im Zuge des Ukraine-Kriegs ist das Szenario einer Energiemangellage oder eines größeren Stromausfalls in den Blickpunkt gerückt. Der Fokusbericht empfiehlt, sozialpolitisch relevante Bereiche als kritische Infrastruktur zu definieren und ihre Funktionsfähigkeit auch bei einem Energieausfall sicherzustellen. Dies betrifft etwa die Auszahlung von Sozialleistungen oder Inobhutnahmen durch das Jugendamt.

Fachkräftegewinnung und -bindung nachhaltig betreiben

Der Mangel an Fachkräften in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Pflege führt zu einer Überlastungssituation, die eine bedarfsgerechte soziale Infrastruktur gefährdet. Die Empfehlung ist, die bisherigen Aktivitäten und eingesetzten Ressourcen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels auszubauen und konzeptionell zu bündeln.

Sozialverträgliches Wohnen gewährleisten

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt im Kreis ist angespannt. Gründe dafür sind steigende Zinsen und Baukosten beim Neubau, ein großer Bedarf an energetischer Sanierung im Bestandsbau, gestiegene Wohnnebenkosten sowie eine geringe Leerstandsquote. Dies trifft besonders sozial schwächere Bevölkerungsgruppen. Empfohlen wird eine gezieltere Planung für zusätzlichen Wohnraum mit sozialer Durchmischung, ein Abbau von Hürden auf dem Wohnungsmarkt für benachteiligte Gruppen sowie eine verstärkte soziale Wohnraumförderung.

ÖPNV zukunftsorientiert gestalten

Ein leistungsfähig ausgestalteter ÖPNV wird als zentral für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Kreises beschrieben. Demnach müssen Arbeitsorte und soziale Angebote auch in entlegeneren Gebieten gut zu erreichen sein. Der Bericht empfiehlt, das ÖPNV-Angebot noch inklusiver zu gestalten, etwa durch die bessere Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel. Auch der Ausbau der E-Mobilität sei voranzutreiben.

Gesundheitliche Versorgungsstrukturen auf neue Anforderungen ausrichten

Mit dem geplanten Zentralkrankenhaus für den Kreis besteht die Chance, die gesundheitliche Infrastruktur neu zu gestalten sowie die medizinische Versorgung der Bevölkerung insgesamt zu verbessern. Dies vorzudenken, ist Aufgabe der neuen Kommunalen Gesundheitskonferenz. Dabei geht es etwa um fließende Übergänge zwischen ambulanten und stationären Strukturen sowie um lebenslagenorientierte Gesundheitsförderung und Prävention. Impulse dafür bietet der kürzlich erschienene erste Gesundheitsbericht des Kreises.

Digitalisierung zur Förderung des Gemeinwohls einsetzen

Die digitale Transformation eröffnet neue Antworten auf diverse soziale Fragestellungen. Empfohlen wird, Digitalisierungspotenziale besonders dort auszuschöpfen, wo sie Selbstbestimmung und Teilhabe fördern. Dabei könnten künftig auch Künstliche Intelligenz, beispielsweise durch Chat-Dienste zur Bearbeitung von Standardanfragen, oder Virtual Reality zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung eingesetzt werden. Der Bericht spricht sich zudem für das Streaming von politischen Sitzungen aus, um digitale Teilhabe zu ermöglichen.

Soziale Lebenswelten schaffen

Durch das Sozialmonitoring liegen bereits regional differenzierte Daten zur sozialen Lage im Kreis Pinneberg vor. Für eine bedarfsgerechte Angebotsplanung wird jedoch eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen Kreis und Kommunen empfohlen. Außerdem verlangt das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz eine stärkere Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen. Der Fokusbericht sieht deshalb den Begriff des Sozialraums als bedeutend an und empfiehlt, den engen Austausch zwischen den Akteur*innen der Sozialpolitik weiter auszugestalten.

Daneben haben die Fokusgruppen in den vergangenen zwölf Monaten sieben konkrete Handlungsempfehlungen für die politischen Gremien im Kreis entwickelt, die ab Herbst dort beraten werden:

  • Bekenntnis der Kreispolitik zur Istanbul-Konvention
  • Konzeptentwicklung eines interkommunalen „Zweckverbandes Soziales“
  • Mittelgewährung in Verbindung mit Gewaltschutzkonzepten
  • Ausbau des Modellprojekts Rucksack KiTa
  • Sprachstandserhebung von Kindern in Kindertageseinrichtungen
  • Einrichtung von Ämterlots*innen
  • Übernahme von Fahrtkosten für Auszubildende in der Pflegeassistenz

Die Sozialplanung im Kreis Pinneberg basiert auf zwei Säulen: Die erste sind Zahlen, Daten und Fakten, die mit Hilfe digitaler Technik und künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Die zweite Säule ist die Beteiligung oder auch: Partizipation. Das bedeutet: Zu den unterschiedlichen Sozialthemen wie Integration, Inklusion, Gesundheit, Bildung, Arbeit oder Mobilität gibt es sogenannte Fokusgruppen, die mit Fachexpert*innen aus der Region besetzt sind. Fast 200 Menschen sind es, die in den aktuell elf Fokusgruppen ihre Perspektiven einbringen.

Die Sozialplanung im Kreis Pinneberg hat bundesweit Modellcharakter. Auch international ist das Interesse groß. Erst kürzlich wurde das System aus dem Kreis Pinneberg auf der 31. Europäischen Sozialplanungskonferenz in Malmö präsentiert.

Der jüngste Fokusbericht ist zu finden auf der Webseite des Kreises Pinneberg:
http://docreader.readspeaker.com/docreader/?cid=cblri&lang=de_de&url=https%3A%2F%2Fwww.kreis-pinneberg.de%2Fpinneberg_media%2FDokumente%2FTeam%2B30%2FAufbau%2BSozialplanung%2BKreis%2BPinneberg%2F8_%2BSozialplanung%2BFokus%2B2023-p-1009052.pdf

Sämtliche Daten sind außerdem über die Tablet-App Fokus PI im App Store oder im Google Play Store zugänglich.

Wie die Sozialplanung im Kreis Pinneberg genau funktioniert, erklärt ein neues Video: https://www.kreis-pinneberg.de/sozialplanung.html.

 
Medieninformation vom 08.08.2023


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