Wer war Landrat Duvigneau? Kreisverwaltung arbeitet eigene Geschichte auf

20250613 Landrat Duvigneau 1932-45

Der Kreis Pinneberg setzt sich kritisch mit der Geschichte seiner Verwaltung auseinander. Im Zentrum steht dabei der ehemalige Landrat Johann Justus Duvigneau, der von 1932 bis 1945 im Amt gewesen ist.

Bislang hängen sein Name und sein Bild unkommentiert in der Landräte-Galerie im ersten Stock des Kreishauses. Seit einigen Monaten ist ein wissenschaftliches Gutachten zur Rolle des ehemaligen Landrats während der Zeit des Nationalsozialismus erarbeitet worden. Die Ergebnisse wurden jetzt im Rahmen einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport in der Beruflichen Schule Elmshorn vorgestellt.

„Unsere Aufgabe und unsere Verantwortung als nachfolgende Generationen ist es, uns immer wieder gegen das Vergessen zu stellen“, sagt Landrätin Elfi Heesch. „Deshalb schauen wir in unsere Geschichte, benennen klar und machen sichtbar, was gewesen ist und wo Unrecht geschehen. Aus der Geschichte zu lernen, wird gelingen, wenn wir eine lebendige Erinnerungskultur pflegen, die auch heutige und künftige Generationen bewegt.“ 


Das Gutachten der beiden Historiker Dr. Sebastian Lehmann-Himmel und Dr. Sebastian Lotto-Kusche aus der Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History der Europa-Universität Flensburg kommt zu dem Ergebnis, dass Landrat Duvigneau ein klassischer Vertreter der traditionellen Weimarer Eliten gewesen sei. Diese standen zwar innerlich distanziert dem Nationalsozialismus und seinem Führungspersonal gegenüber, passten sich dem damals neuen System aber an, um die eigene berufliche und gesellschaftliche Stellung abzusichern. So war auch Duvigneau erst recht spät der NSDAP beigetreten. Auch sei er, so das Gutachten, „zögerlicher und zurückhaltender beim Vollzug der geforderten Anpassungsschritte“ gewesen. 

Dennoch habe er aber eben jene Maßnahmen wie die Durchführung des Berufsbeamtengesetzes, die Mit-Organisation von Zwangsarbeit bis hin zur Rolle bei der Judenverfolgung „nach Aktenlage reibungslos und aufgabengetreu umgesetzt.“ Damit, so lässt das Gutachten keinen Zweifel, habe er eine klare Mitverantwortung für die verbrecherische Unrechtspolitik der Nationalsozialisten und deren Umsetzung.

In der Konsequenz empfehlen die Historiker in ihrer Untersuchung, das Porträt Duvigneaus in der Landräte-Galerie kommentierend einzuordnen. Wie das genau aussehen wird, soll jetzt diskutiert und entschieden werden.

Nicht nur für die Kreisverwaltung selbst, auch für die lokale Erinnerungskultur insgesamt spielt die Aufarbeitung der Verwaltungsgeschichte eine wichtige Rolle. So können künftig über die Galerie hinaus auch Bildungsangebote entwickelt werden, die sich mit der wissenschaftlichen Analyse und dem Umgang mit den Ergebnissen befassen können. 

Das Gutachten hat der Kreis Pinneberg in Auftrag gegeben. Beteiligt an der Umsetzung waren die Kreisarchivarin Anna Hoff und die Referentin für Erinnerungskultur, Lisa Ströer.

  
Medieninformation vom 13.06.2025