Kreispräsident, Bischof und Landesrabbiner sprechen zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus

Der 27. Januar wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus erklärt. An diesem Tage wurde 1945 das KZ Auschwitz von Truppen der Roten Armee befreit. Auch in diesem Jahr hat der Kreistag wieder zur Gedenkfeier eingeladen. Bis auf den letzten Platz war die Drostei in Pinneberg gefüllt, als Maria Livaschnikova am Flügel die Feierstunde einleitete.

Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus 2013 „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir alles tun, um das Vermächtnis der Opfer, ihren moralischen Imperativ des „Nie wieder“ zu bewahren und an künftige Generationen weiter zu geben, dass wir den Blick auf den jüdisch-christlichen Dialog richten müssen und dass wir uns bei unserem politischen Handeln daran orientieren und unseren Blick für Gefahren von Totalitarismus jeglicher Art schärfen“, sagte Kreispräsident Burkhard E. Tiemann zur Begrüßung.

Als schrecklichster Höhepunkt einer mörderischen Ideologie, die jeden Respekt vor dem menschlichen Leben und seiner Würde verloren hatte und an die niedersten Instinkte des Menschen appellierte, stehe Auschwitz stellvertretend für alle Vernichtungs- und Konzentrationslager. Jedes Volk habe eine moralische Verantwortung für seine Geschichte - auch und gerade für die düsteren Kapitel. „Die Menschheitsverbrechen der Nazis sind allgegenwärtig und für alle Zeiten ein Mahnmal - wohin menschliche Vermessenheit führen kann“, stellte der Kreispräsident fest.

Er zeigte sich ausgesprochen dankbar, dass Bischof Jörg Steinbrenner, einst Fachbereichsleiter in der Pinneberger Kreisverwaltung und heute in der Neuapostolischen Kirche Apostel für Norddeutschland, eine Grußadresse an die Versammlung richtete. Auch der Beitrag der erst fünfzehnjährigen Rosa Aicher von der Johann-Comenius-Schule Thesdorf war beeindruckend.

Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus 2013 Landesrabbiner Dr. Walter Rothschild vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden sagte, dass wir an diesem Tage, dem Jahrestag der Befreiung des Stammlagers Auschwitz und des Lagers Birkenau in Schlesien, nicht allein der jüdischen Opfer gedenken.

„Wir gedenken des Untergangs einer Zivilisation. Es war das optimistische, humanistische, aufgeklärte Europa des 19. Jahrhunderts, das in diesen Jahren endlich zugrunde ging. Schon vorher, nach dem Ende von Kaisertum und Feudalismus durch den Ersten Weltkrieg, entwickelte sich in den 1920er und 1930er Jahren ein furchtbarer Totalitarismus - in Spanien, in Italien, in der neuen UdSSR und in Deutschland. Die Namen der Diktatoren sind bekannt. Sie waren alle sterblich und sie sind alle gestorben - aber vorher haben sie viele andere des Lebens beraubt“.

An diesem 27. Januar sollten wir all derer gedenken, die im Januar 1945 unterwegs waren und derer, für die es schon zu spät gewesen sei. Und wir sollten noch weiter an diesem Europa basteln, mit all seinen Problemen und Schwächen - er sage das jetzt als Engländer hier in Deutschland - damit sich solche Dummheit, Verschwendung von Menschen, Zerstörung von Liebe, Familien, Hoffnungen, Karrieren und Vernichtung von Kreativität nie wiederholen könne.