Kulturpreise 2017 gehen an Volker Renner und Michael Heering

Kulturpreis 2017

Die feierliche Drosteipreisverleihung fand am 5. November 2017 in der Landdrostei Pinneberg statt.

Auf dem Foto: (v.l.n.r.) Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, Michael Heering, Volker Renner und Landrat Oliver Stolz


Volker Renner wurde dieses Jahr der mit 5.000,- € dotierte Anerkennungspreis verliehen

Volker Renner, geboren 1977 in Pinneberg, lebt und arbeitet in Hamburg. Nach einem Studium der angewandten Kulturwissenschaften in Lüneburg beginnt er 2002 ein Studium der visuellen Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Nach seinem Abschluss mit Auszeichnung 2007 ist er zwei Jahre Meisterschüler bei Peter Piller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seitdem ist er in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem in der Arthur Boskamp-Stiftung, in der Galerie Robert Morat, auf dem f/stop Festival für Fotografie in Leipzig und im KunstHaus Wien. Neben einer Edition mit 6 Arbeiten für die Griffelkunst-Vereinigung Hamburg erscheinen im Salon Verlag Köln und im Textem Verlag Hamburg zahlreiche Künstlerbücher und Publikationen. Die 2017 erscheinende Publikation „die Perser“ wurde von der Kulturbehörde Hamburg gefördert.

Volker Renners Publikationen scheinen Kapitel zu einem großen Buch, an dem er seit dem ersten Band „eben war noch“ arbeitet. Dabei handelt es sich um eine Art Bilderatlas der Gegenwart, der zwar immer wieder Bezug nimmt auf die Großen der Fotogeschichte wie Stephen Shore und anderen Heroen der New Color Photography. Sein Gegenstand ist aber nicht mehr die Erfassung der Wirklichkeit, sondern die der vielen verschiedenen Gebrauchsweisen der Fotografie, mit denen sie diese erschafft.

Die Verunsicherung von (Seh-)Gewohnheiten ist bei Renner Strategie. Er richtet seinen Blick ganz gezielt auf die Randbereiche unserer Aufmerksamkeit, auf das, was man gemeinhin nur unbewusst wahrnimmt oder gänzlich übersieht.

In Volker Renners Fotografien verwischen die verschiedenen Zustände wie vorher und nachher, unfertig und aufgegeben, eingenommen und verlassen zu einer Gleichzeitigkeit, die ihnen einen nahezu zeitlosen und allgemeingültigen Charakter verleiht. Sie geben dem Betrachter einen Eindruck von der menschlichen Verfasstheit, und doch zielen die Aufnahmen weder auf Vollständigkeit noch auf das Erstellen einer Typologie ab. Sie stellen vielmehr auf humorvolle Weise gerade die fotografische Erfassbarkeit von Wirklichkeit in Frage. Sie weisen darauf hin, dass „die Realität letztlich unklassifizierbar ist“, wie Susan Sontag in Objekte der Melancholie schreibt. Sontag sieht im Fotografieren einen Versuch, Realität „in eine Summe von beiläufigen Bruchstücken“ zusammenzufassen, um auf diese Weise mit ihr fertig zu werden. Das Sammeln und das Sortieren dieser beiläufigen Bruchstücke von Wirklichkeit verfolgt Renner mit seinen Fotografien. Indem er sie nebeneinanderstellt, legt er die Ordnungssysteme frei, die unseren Lebensraum bestimmen, und macht die Sehgewohnheiten sichtbar, nach denen wir versuchen, sie uns verständlich zu machen und mit Bedeutung zu füllen.

Michael Heering wurde dieses Jahr der mit 2.500,- € dotierte Förderpreis verliehen

Er ist Maler und hat die Jury durch seine außerordentlich virtuos gemalten Bilder überzeugt. Sowohl inhaltlich, als auch technisch handelt es sich hier um interessante Kunst. Es sind keine realistischen Darstellungen, die Michael Heering auf seinen großformatigen Leinwänden entstehen lässt, vielmehr sind es komplexe detailreiche Bildwelten, die Assoziationen und Erinnerungen an politische, gesellschaftliche oder auch persönliche Geschehnisse hervorrufen.

Der 1974 in Hamburg geborene und in Schenefeld aufgewachsene Künstler hat an der Hochschule der bildeneden Künste in Hamburg studiert und 2006 dort sein Diplom absolviert. Zu dem hat er die Hamburger Galerie Genscher ins Leben gerufen, die er seit 2007 geleitet hat.

Für die Galerie Genscher realisierte er im Einkaufszentrum Schenefeld die Gruppenausstellung „One Two Three Eternity“ mit einem inszenierten Geschäft für Fanartikel befreundeter Künstlerinnen und Künstler.

Für den Kunstkreis Schenefeld machte er die Malerei Ausstellung „Homeboy - Wo sind meine Leude da draussen“. Neben vielen weiteren Ausstellungen insbesondere in Hamburg zeigte er im Sommer 2017 auch auf der Scope in Basel sein malerisches Werk.